Lorenz Erl im Donaukurier Ingolstadt, 1.Juli 2013
Übertriebenen Respekt vor den großen Popsongs ist wohl das Letzte, was seine Zuhörer dem österreichischen Schauspieler und Sänger Stefan Leonhardsberger anlasten könnten. Ganz im Gegenteil – der charmante Allrounder aus dem Alpenstaat verspricht seinen Fans im Bürgerhaus Diagonal nur eins: „Es wird eine Reise durch die Geschichte des Pop. Neu an dem Abend ist, dass wir die Texte nun auf österreichisch interpretieren.“
Seine vielen Fans in dem proppenvollen Saal wissen allein wegen dieses Versprechens schon, was sie erwartet und feuern erste Jubelsalven durch den Raum. Leonhardsberger ist vielen Zuhörern als Schauspieler am Stadttheater Ingolstadt bekannt, stand als Johnny Cash und Bob Dylan auf der Bühne und hat als Mitglied der Formation „Austria 4 Plus“ viele Freunde des Austro-Pop begeistert.
Nun holt er in seiner Weltpremiere als Solosänger zum Sprung auf die Musikbühne aus. Dazu leiht er sich Melodien von Stars wie Bruce Springsteen, Johnny Cash und sogar Rappern wie 50 Cent und drechselt witzig bis skurrile Lebensweisheiten oder Alltagsaugenblicke dazu. Sein Austria-Slang ist die Würze dabei, nimmt manche scharfe Kante mit viel Humor samt einer Portion Bissigkeit weg, und hebt das Ganze mit seiner souligen Stimme zu einem ungewöhnlichen Erlebniswert.
Mal wählt der stoppelbärtige Österreicher einen Erfolg von Robbie Williams und mimt dazu den relaxten Lebenskünstler mit „Des bin halt I“, dann wieder muss Lady Gaga ihre Noten für sein „Alexandra“ hergeben. Den Titelsong für seinen Debüt-Abend „Da Billi-Jean is ned mei Bua“, entlehnt er sich gar von Michael Jackson. Mit dieser Chronik einer Unterhaltsklage als Folge einiger sorglos-ausschweifender Sommernächte trifft der Schauspieler und Sänger ein weiteres Mal den humorigen Nerv seines Publikums und die lassen ihn für diese musikalische Vaterschaftsklage reihenweise hochleben.
Fantastisch begleitet ihn der Gitarrist Martin Schmid. Die beiden präsentieren sich den ganzen Abend über als ein eingespieltes Team, schaukeln mit kleinen Andeutungen samt gekonnter Mimik die Stimmung hoch.
Die Geschichte von Billi Jean hat im Verlauf des Abends eine Fortsetzung und wohl nicht zuletzt wegen der enthusiastischen Publikumsreaktionen ist Leonhardsberger auf der Suche nach einem Fortgang der Erzählung für künftige Musikabende. Das Publikum mag sich an diesem Abend nur schwer von dem Sänger trennen. Tosend erklatscht es sich zwei Zugaben – dann ist das Repertoire aufgebraucht.